FILM 1 - ANREISE

Tag 1, 27.06.2001

Los ging's um 8:00 morgens. Ulm,Karlsruhe,Hockenheim,Köln,Aachen,Liege,Bruessel 680km. Bei der Lorelei ging mir dann noch fast der Sprit aus. War gar nicht einfach, eine Tankstelle zu finden. In der Gegend gab's fast nur Kuhnester, die ausser einer Kirche und ner Kneipe nix zu bieten hatten.

Erstaunt hat mich der Grenzuebergang bei Aachen. Es gab naemlich keine Grenzposten. Die Autobahn ging nahtlos von Deutsch nach Belgisch ueber. Nur an den kuerzeren Mittelstrichen und der allgegenwaertigen Strassenlampen merkte man, dass man Deutschland verlassen hatte.

Um 15:00 war's dann soweit. Ich war endlich in Bruessel... und hab mich gleich mal verfahren. Was mir ziemlich schnell klar wurde: Ich hatte die Groesse der Stadt schwer unterschaetzt. Stuttgart wirkt wie ein kleines Kuhdorf im Vergleich zu Bruessel. Muenchen vielleicht wie ein Staedchen. Die sehr verwinkelte, gewachsene Strassenfuehrung erschwerte das Auffinden meiner Jugendherberge erheblich. Die miessen Strassen-Karten, die ich aus dem Internet hatte taten ihr uebriges. Stolze 2 Stunden dauerte es, bis ich endlich meine Bleibe fuer die Nacht gefunden hatte.

 

Bruessel hat einen den ganzen Charme einer altehrwuerdigen Stadt mit viel Geschichte. Verwinkelte kleine Gaesschen mit Kopfsteinpflaster, viele alte Gebaeude, die vom 2. Weltkrieg verschont blieben und unendlich viele schnuckelige kleine Strassencafes. In einem hab ich dann gleich mein Abendessen eingenommen. Fuer Antiquitaetensammler muss diese Stadt sowas wie Mekka sein. In meinem kurzen Rundgang bin ich an mindestens dreisig Antiquitaeten-Geschaeften vorbeigekommen.

 

Den Abend hab ich dann mit meinem japanischen Zimmergenossen Taiji Shinohara verbracht. Der hat zwar nicht besonders viel Wein vertragen, dafuer wusste er ein kleines aber feines Restaurant in der Naehe, wo es zum Essen Live Musik gab. Eine kleine Gruppe - bestehend aus zwei Geigen, einer Klarinette und Chembalo - spielte virtuose Zigeunerweisen, waehrend ich mir einen Russischen Borschtsch schmecken lassen habe. Mein Japanischer Freund hat allerdings nach dem zweiten Glas Wein schon die Augen verdreht und meinte verschaemt "I'm already drunk". Danach gingen wir in einen Karaoke-Schuppen, der ansich nicht viel Gaeste hatte. Eine kleine Gruppe von Stammgaesten duellierte sich dort im Singen von Franzoesichen Liedern - war ganz interessant. Zwei Bier spaeter gings dann zurueck in die Jugendherberge, wo ich in der Backpacker's Bar im Keller noch ein interesanntes Gespraech mit Kraig - einem Schotten aus Belfast - hatte. Wusstest Du, dass sich der Schottische Pfund vom (Rest-)Englischen Pfund unterscheidet? Ordentlich angedudelt gings dann um 1:00 ins Bett. Ich war so fertig, dass mich nicht mal das lautstarke Schnarchen meines Chilenischen Zimmergenossens (Kranfahrer auf Jobsuche) stoerte.

 

Tag 2, 28.06.2001

Los ging's um 8:00. Sachen packen, auschecken, noch ein paar Bilder schiessen und eine Stunde Lang Durch die Stadt quetschen, biss ich endlich auf der E40 richtung Calais war.

In Calais musste ich dann ziemlich lange auf die Faehre warten. Die Zeit habe ich dann an der Strandpromenade und mit Spaziergaengen durch dei Stadt todgeschlagen.

 

Um 20:00 war's dann endlich soweit und ich konnte auf die Faehre. Das war ziemlich interessant. Die Faehre war eine sog. SuperSeacat, die fuer hohe Geschwindigkeiten (ueber 35 mph) ausgelegt ist.

 

Los ging's dann um 20:45. Die ueberfahrt verlief am anfang recht ruhig, bis dann irgendwann mal das Gefuehl hatte, die Faehre wuerde immer wieder in Schlagloecher fahren. Irgendwann fing die sache auch noch so zu schwanken an, dass man den Eindruck bekam ein paar Bier zu viel gekippt zu haben, wenn man umherlief.

 

Um 22:00 kam dann schliesslich die Probe auf's Exemplel: Zum erstenmallings fahren! Der weg vom Faehrhafen zur Jugendherberge war allerdings sehr kurz, so dass nicht allzuviel schiefgehen konnte. Die Nacht musste ich dann in der Jugendherberge von Dover ueberstehen, wo eine Gruppe Motoradfahrer ihre miefigen Klamotten im Zimmer ausgebreitet hatten... Der Geruch erinnerte irgendwie an eine Muellhalde. Ich fluechtete dann gleich in den Bier-und Spirituosenladen auf der anderen Seite der Strasse, wo ich mir dann zwei Dosen Becks quasi als Medizin gegen die Chemische Bedrohung besorgte. Die hab ich dann still und heimlich im Garten der Jugendherberge verdrueckt. Anfangs dachte ich, dass die anwesende Schulklasse die Nacht ueber wohl fuer ziemlich Laerm sorgen wuerde. Da lag ich leider falsch. Fuer RICHTIG Laerm sorgte eine Gruppe Deutscher, die irgendwann mitten in der Nacht von ihrer Sauftour heimkam und noch ne Stunde vor der Haustuer (unter unserem Fenster) feierte.

 

Tag 3, 29.06.2001

Um 7:30 war die Nacht dann ueberstanden! Wie funktioniert eine englische Dusche? Das Wort Dusche ist eigentlich uebertrieben. Muedes Rinnsal ist da doch viel passender. Nach einer Katzenwaesche ging's dann auf die Suche nach Bankomat und einem Resaurant zum Fruehstuecken. Beides hab ich gefunden und dann gab's auch schon mein allererstes richtig Englisches Fruehstueck! Was wohl immer dazugehoert ist sone Bohnenbruehe, die aussieht wie schonmal gegessen (aber garnicht so schlecht schmeckt) und eine gekockte, gehaeutete Tomate. dann natuerlich noch das obligatorische Fettwuerstchen, Ei und Toast. Gestaerkt ging es dann nach London wieter.

 

Ueber eine Stunde hatte es gedauert vom Stadrand in die Innenstadt zu kommen. Nach der Ueberquerung der Temse ueber die Tower Bridge hatte ich dann auch gleich die Nase voll. Der Verkehr war moerderisch. Eigentlich ging gar nichts voran. Von Parkplaetzen war weit und breit keine Spur. Also machte ich mich gleich auf den Weg, wieder aus London raus. Das hat dann nochmal zwei Stunden gedauert.

 

In Oxford war ich dann um 13:00. Oxford entpuppte sich als sehr sympatische belebte Studentenstatt mit unzaehligen schoenen altehrwuerdigen Gebaeuden und heerscharen von Touristen. Auf einem Markt spielte eine Gruppe von Afrikanern unermuedlich Rhytmen mit ihren Bongos. Die Stadt hat ein unglaubliches Flair.

 

Die meisten Einwohner scheinen Studenten zu sein. Viel alte Leute hat man nicht gesehen. Dann konnte ich es nicht mehr lassen: Ich bin noch durch die Stadt geskatet! Ich hatte einen kleinen Fahrradweg entlang der Themse entdeckt, den ich dann auch gleich ausprobieren musste, leider war der nicht allzu lang, so dass die Fahrt gleich beendet war, aber Wert war es die Sache allemal. Noch nie haben mich soo viele Leute wie ein Ufo angekuckt! Skaten scheint bei den Englaendern wohl gar nicht bekannt zu sein. Die Nacht hab ich dan in der Super-Giga-Nobel-Jugendherberge in Oxford verbracht. Manche Viersterne-Hotels sind miesser.

 

Tag 4, 30.06.2001

Nach einem leckeren Fruestueck gings dann auf nach Holyhead.

Dort hatte ich dann die Ehre, mit der zweitgroessten Faehre der Welt - die Ulysses - die Ueberfahrt zu machen.

 

Die Car-Decks waren so gross, dass sogar einige Sattelschlepper Platz fanden.

 

Die Faehre war mit ausgestattet mit Restaurants, Bars, Geschaeften einem Kino und vielen anderen Dingen, die waehrend der Ueberfahrt fuer Kurzweile sorgen sollten. Mir hat das Promenadendek am besten gefallen.

 

Von dort aus konnte man das Ablegen am besten beobachten...

 

...und die Nase in den Wind strecken.

 

Um 21:30 war es dann soweit. Land in sicht!

 

In Dublin wurden wir dann gleich mal von der Desinfektionsschleuse willkommen geheisen. tsts - wie als haette mein kleiner weiser die Maul-und-Klauenseuche. Unglaublich.

 

Nach Lucan und zur Wohnung habe ich dank der tollen Karten und Beschreibungen (Danke, Detlef und Markus!) ohne Probleme gefunden. Dafuer habe ich dort gleichmal die Alarmanlage ausgeloest. Da es 20 Minuten dauerte, bis ich das Scheissding zum schweigen gebracht hatte, hab ich auf die Art gleich meinen neuen Nachbarn kennengelert *g*. Ich war endlich da. Das Abenteuer hatte begonnen!

 

Hier ein kleiner Blick in mein Wohnzimmer. Von dort aus mache ich diese Homepage.

 

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